Volles Programm am Zurich Film Festival 2025
Das 21. Zurich Film Festival (= ZFF) ging gestern zu Ende und verwandelte Zürich für 11 intensive Tage in das Zentrum der internationalen Filmwelt. Mit einem beeindruckenden Programm aus 115 Filmen, davon 40 Welt- und Europapremieren, stellte das ZFF einen neuen Rekord auf und unterstrich seinen Stellenwert als zweitgrösstes Filmfestival im deutschsprachigen Raum. Auch die Schweiz war am diesjährigen ZFF mit 16 Produktionen stark vertreten.
Das Festivalzentrum am Sechseläutenplatz, direkt am Zürichsee gelegen, bildete erneut das pulsierende Herz der Veranstaltung. Von dort aus verteilte sich das Programm auf 9 verschiedene Spielstätten in der ganzen Stadt – vom traditionsreichen Cinema Corso bis zum modernen Arena Cinema Sihl City.
Beeindruckende Zahlen und internationale Anerkennung
Die 40 Premieren – ein neuer Höchstwert – zeigen das wachsende Vertrauen der internationalen Filmindustrie in das ZFF. Mit rund 135’000 Besuchern schrammte das diesjährige ZFF nur ganz knapp am Rekordwert aus dem Vorjahr (rund 140’000 Besucher) vorbei.
Obwohl das ZFF nicht zu den «Big Five» der Filmfestivals gehört (Cannes, Venedig, Sundance, Berlinale und Toronto), fällt es durch seine Eintrittspreise auf: Wer die Premiere von «Ballad of a Small Player» im Zürcher Kongresshaus sehen wollte, musste fast 90 CHF bezahlen. Damit gehört das ZFF zu den teuersten Filmfestivals der Welt. Selbst das ebenfalls renommierte Locarno Film Festival war in diesem Jahr mit maximal 35 CHF pro Ticket deutlich günstiger.
Keine Statue und kein roter Teppich
Beim ZFF schreitet man nicht über einen roten Teppich, sondern über einen grünen – ein ungewohntes Bild. Auch erhalten die Preisträger keine Statue, sondern ein Goldenes Auge. Die Schweiz bleibt eben in allem, was sie tut, einzigartig.
Weniger ungewohnt war die eindrucksvolle Parade internationaler Filmgrössen: Dakota Johnson (bekannt aus «Fifty Shades of Grey») eröffnete das ZFF mit ihrer Beziehungskomödie «Splitsville» und erhielt dafür das Goldene Auge. Oscar-Preisträger Russell Crowe (bekannt aus «Gladiator») wurde mit dem Lifetime Achievement Award geehrt und begeisterte das Publikum in seiner Rolle als Hermann Göring im Psychothriller «Nuremberg».
Eine der grössten Besonderheiten am ZFF 2025 war jedoch die von KI erschaffene Schauspielerin Tilly Norwood. Sie sorgte für Kontroversen, als sie echten Hollywood-Stars die Show stahl. Die digitale Darstellerin wurde als Star einer fiktiven Sitcom präsentiert und befeuerte die Diskussion um KI in der Filmindustrie.
Ein Goldenes Auge für das brasilianische Kino
Die schönste Nachricht kam aus Brasilien: Wagner Moura wurde für seine Karriere und seine wie immer herausragende Darbietung im Film «O Agente Secreto» (Regie: Kleber Mendonça Filho) ausgezeichnet. Schauspieler und Regisseur waren bereits in Cannes geehrt worden, und das Goldene Auge für Wagner stärkt seine Chancen auf eine Oscar-Nominierung als bester Schauspieler. Es war übrigens das erste Mal, dass ein brasilianischer (und südamerikanischer) Schauspieler das Goldene Auge erhielt – passender hätte der grüne Teppich kaum sein können.

